KIND FRAU Reloaded - 1988, 2004 und 2022
Es handelt sich um die Weiterführung des 1987 in der DDR begonnenen fotografischen Langzeitprojektes über 51 Mütter und ihre Kinder durch die Fotografin Angela Fensch, angeregt durch Ted Scapa aus Bern, der 1989 diese Fotografien als 1. Buch in seinem Benteli Verlag Bern/Schweiz unter dem Titel KindFrau herausbrachte. 2004 konnte Angela Fensch neue Porträts der Frauen von damals machen, die als Buch beim Nicolai Verlag Berlin unter dem Titel Frauen Porträts Kinder, 1989 und 2005 erschienen. Sowohl die zahlreichen Ausstellungen als auch die erste und zweite Publikation dieser fotografischen Langzeitstudie stießen in ganz Deutschland und international (Goethe Instititut Hongkong, Maison Heinrich Heine, Paris u.a.) auf großes Interesse. Die Arbeit wurde sehr oft in den Medien besprochen und es gab zahkreiche positive Resonanzen in Presse, Funk und Fernsehen. Die Fotografien wurden in namhaften Galerien (Akademie der Künste am Pariser Platz Berlin, Akademie der Künste Berlin-Tiergarten, Art Collection Deutsche Börse Frankfurt am Main, Kunsthalle Mainz u.a.) ausgestellt. 2022 konnte die Fotografin mit Hilfe der Förderung von NEUSTART KULTUR den größten der Frauen und ihre Kinder von 1988 und 2004 im Jahre 2022 neu porträtieren, sodass, gemeinsam mit den Arbeiten aus über drei Jahrzehnten eine Grundlage für Wanderausstellungen geschaffen werden konnte. Der Lehmstedt Verlag Leipzig publizierte im Oktober 2022 die dritte Folge dieser Langzeitporträtstudie. So mutig, so stark und so schön wie möglich sollten die Frauen aussehen, die Angela Fensch 1988 das erste Mal zusammen mit ihren Kindern für ein Buch über Mütter in der DDR porträtierte. Dabei war es ihr wichtig, die Frauen nicht auf ihre Mutterolle zu reduzieren, sondern sie zugleich in ihrer Weiblichkeit zu zeigen und auf diese Weise ihre Individualität und ihren Anspruch auf Selbstverwirklichung zu betonen. Die 1989 erschienene erste Porträtserie "Kind Frau" gehört zu den bedeutenden künstlerischen Zeugnissen weiblicher Emanzipation in der DDR. Fünfzehn Jahre nach der Zeitenwende sah Angela Fensch erstmals nach, was aus den Frauen und ihren inzwischen erwachsenen Kindern geworden ist; nun, nach dreißig Jahren deutscher Einheit, hat sie sie ein drittes Mal fotografiert... Bemerkenswerterweise löste sich bei der Mehrheit der Porträtierten die in der zweiten Serie zu beobachtenden Anspannung wieder auf... statt dessen dominiert nun eine gelassene, mitunter sogar heitere Haltung und auch eine gewisser Spaß am Posieren scheint manchmal wieder auf-. Viele Mütter sind nun schon aus dem Arbeitsleben ausgeschieden oder stehen kurz davor, sie müssen sich nichts mehr beweisen. Aber auch ihre Kinder, die nun so alt sind, wie sie selbst 2004 waren und vermutlich auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn stehen, pflegen dieselbe gelassene Offenheit: vor allem letzteres deutet in der Summe der Porträts daraufhin, dass die Offenheit nicht nur Reflex einer gesicherten persönlichen Situation ist, sondern Zeichen eines erneuten Umbruchs, der - so die Vermutung - im Namen von Diversität und Gleichheit zur Auflösung von Hierachien, Verhaltensnormen und Leistungsanforderungen führt. ...- Auf diese Weise enstanden drei Jahrzehnte überspannende Porträts-Trilogien, die sich zu einem außergewöhnlichen Bildwerk verbinden, das einen weiteren Spielraum für Interpretationen eröffnet und dazu anregt, die eigene Geschichte zu reflektieren...
(Auszug aus dem Text von Mathias Bertram)
Weitere Informationen
Beteiligte Künstler:innen
Angela Fensch
Laufzeit
28.11.2022 / 1.12.2022 - 20.01.2023
Veranstaltungsort
Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern beim Bund / Die Beginen - Der Rostocker Frauenkulturverein
In den Ministergärten 3 / Heiligengeisthof 3, Eingang Faule Grube
10117 / 18055 Berlin / Berlin